Im umfangreichen Nachlass von Walter Nater ist sein Buch ein sehr wertvoller Teil. Hier hat er alles zusammengefasst,
Im Unterschied zu vergleichbaren Büchern, ist der Autor kein studierter Musiker. Dies wurde ihm in teils herber Kritik sogar zum Vorwurf erhoben, dass er als „musikalischer Laie” (Autodidakt) garnicht berechtigt wäre, ein solches Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Doch als Autodidakt befindet er sich in erlauchter Gesellschaft - z.B. der große Johann Sebastian Bach hat sich viel von seiner Kompositionstechnik als Autodidakt angeeignet. Was im Voraus angemerkt werden muss, ist, dass das Buch nicht eben mal so durchgestöbert werden kann, will man es ganz verstehen. Teilweise ist es sehr dicht geschrieben. Langatmige theoretische Abhandlungen kommen darin nicht vor. Obwohl das Hauptanliegen das Tempo in der Musik der alten Meister ist, bietet das Buch weit mehr als Abhandlungen darüber. Alles wird in einen umfassenden - lebendigen - Zusammenhang betrachtet. So gibt Walter Nater sehr konkrete Anleitung auch zur Musizierpraxis, die der Musik der vorromantischen Musik entsprechend ist.
Wer die Schätze des Buches ernsthaft heben will, auch bereit ist, sich auf Neues (Altes) einzulassen, und auch bereit ist seine bisherige Musizierpraxis - zumindest zum Teil - in Frage stellen zu lassen, der wird von dem Buch mit Sicherheit nicht enttäuscht sein. Das Buch wurde 1993 im PAN-Verlag Zürich AG herausgegeben. Der Stammsitz befindet sich heute (2014) in Basel. An dieser Stelle möchten wir dem PAN-Verlag sehr herzlich danken, dass wir die Genehmigung erhalten haben, einige Seiten als Leseprobe hier zu veröffentlichen, und dass der Verlag die Erlaubnis erteilt hat, diese Rezension hier zu veröffentlichen. Das Buch können Sie beim PAN-Verlag kaufen. Im Internet finden Sie das Buch hier: http://pan-verlag.com/shop/produkt/156 Ein kurzer ÜberblickWalter Nater beginnt sein Buch damit, die natürlichen Gegebenheiten zu erklären, die für die Musizierpraxis der alten Meister entscheidend sind. Hat man diese verstanden, merkt man sehr schnell, dass die heutige Musizierpraxis fast ausschließlich andere, ja oft gegensätzliche Grundlagen hat. Das muss zu einer Musik führen, die zwar dem Zeitgeist entspricht (schnell, glatt, perfekt, virtuos), die aber oft auf die Empfindung der Hörer nicht mehr eingeht. Der Hörer hat sich an die Musik anzupassen, und nicht der Musizierende an die Empfindungen der Hörer. Das Ergebnis ist eine Musik, bei der in erster Linie die artistische Leistung des „Virtuosen” bewundert werden soll, und nicht die Musik, die er spielt.1. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken Aus den natürlichen Abläufen ergeben sich Vorgaben für Tempo und Takt. Im Weiteren wird unser Takt- und Temposystem in Theorie und Praxis erklärt. 2. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken 3. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken Besonders geht das Buch auch auf die beiden grundlegend verschiedenen Vortragsweisen von Allegro und Adagio ein. Die französischen Aufzeichnungen über die Pendelbenutzung bei der Festlegung vom Tempo in der Musik fehlen genausowenig, wie die Pulstheorie von Johann Joachim Quantz in Deutschland. Denn nur, wenn man diese kennt und versteht, kann man klare Aussagen über die Tempi und die Musizierpraxis dieser Zeit machen. Die heutige Musizierpraxis gründet sich auf die Entwicklungen seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, bei der das alte Taktverständnis - aus dem sich auch das Tempoverständnis ableitet - nahezu abgelegt wurde. Was sich daraus ergibt, wurde oben schon erwähnt. 4. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken 5. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken Walter Nater geht dann auf die Erfindung des Metronoms von Johann Nepomuk Mälzel und dessen Vorläufer ein. Natürlich erklärt er hier auch, wie (nach der originalen Anweisung) das Metronom von Mälzel zu benutzen ist. Das Wissen darum hat ganz entscheidende Auswirkungen für die Interpretation der oft scheinbar rätselhaft schnellen Metronomzahlen aus der klassischen Zeit. Ganz besonders geht Walter Nater dann auf das Schaffen des berühmtesten Beethoven Schülers Carl Czerny ein, dem späteren Lehrer von Franz Liszt. Dieser hatte nahezu alle seiner vielen eigenen Werke mit Metronomzahlen versehen. Und hat auch sehr viele Werke anderer Komponisten metronomisiert. Auf all dem aufbauend widmet Walter Nater in seinem Buch ein ganzes Kapitel unter der Überschrift „Tempo und Vortrag” den Konsequenzen für die Vortragsweise der Musik der alten Meister. Stets belegt er seine Aussagen mit entsprechenden Zitaten aus historischen Quellen, so auch aus Briefen Mozarts, aus denen der Titel dieses Buches entnommen ist. (Leseprobe 6 und 7 gehören zusammen) 6. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken 7. Leseprobe - bitte zum Vergrößern ins Bild klicken Im letzten Teil des Buches finden wir Berichte über den Zustand der Musik im 18. und 19. Jahrhundert. Auch Kirchenmusik und Theologie widmet er ein Kapitel. Als besonderen „Leckerbissen” steht am Ende ein Kapitel über die „Göttliche Ordnung der Töne”, die Walter Nater von seinem Vater übernommen hat, und die nur hier in einem Buch veröffentlicht wurde. Den Abschluss bilden verschiedene Anhänge, teils in tabellarischer Form, die für diejenigen Musiker von ganz besonderem Wert sind, die nun ihre (neuen) Erkenntnisse in der Praxis testen wollen, z.B. sind die Metronomzahlen aller Klaviersonaten von Beethoven und Mozart enthalten. Auch, wenn diese Buch nun schon über 20 Jahre alt ist, hat es nichts an Aktualität verloren. In der Zwischenzeit sind durch andere musikwissenschaftliche Arbeiten Walter Naters Forschungen und Erkenntnisse als richtig bestätigt, und teilweise noch ergänzt worden. Alfred Faust, evang. Pfarrer i.R. und Kirchenmusiker |